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Donnerstag, 23. April 2015

*SAIGON FEIERT DEN 40.JAHRESTAG DER BEFREIUNG - RÜCKBLICK UND AUSBLICK*



Saigon schmückt sich derzeit im Vorfeld der anstehenden Feierlichkeiten zum 40.Jahrestages des Sieges über die amerikanische Fremdherrschaft am 30.04.2015.
Statue Ho Chi Minh  vor dem Rathaus in Saigon

Am Ende meines Besuches im April diesen Jahres in Saigon hatte ich die Skulptur vor dem Rathaus vermisst. Die Bauarbeiten an der neuen METRO Saigons waren der Grund für den kurzfristige Abbau des Denkmals.Ich denke,am 30.April 2015 steht sie wieder am alten Platz.Ich müsste mich arg täuschen,wenn die Vietnamesen den allseits geliebten Gründer(Onkel Ho) der Republik Vietnams und Hero des vietnamesischen Volkes nicht an der Jahresfeier teilhaben lassen würden.


Saigon im Wandel der Zeit - 40 Jahre Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam Rückblick und Ausblick und Ende des Vietnamkrieges



Zunächst eine KLÄRUNG der Begriffe.

FALL VON SAIGON ODER WIEDERVEREINIGUNG VIETNAMS ?

Das Wort fall(engl.) bedeutet Sturz oder Einnahme.In diesem Sinne wird es von den Amerikanern auch auch für die Ereignisse am 30.April 1975 verwandt. Nun, dieser Begriff wird von der Seite der Besiegten präferiert. Ich denke, Wiedervereinigung ist die bessere Wortwahl.


SAIGON AM 30.APRIL 1975 - Dramatische Szenen spielen sich in den Straßen Saigons ab.

amerikanische Botschaft in Saigon April 1975

Hubschrauber werden ins Meer gestürzt, um Platz für kommende zu schaffen

Pilot verlässt Helikopter über dem Meer - April 1975




Die Nordvietnamesischen Truppen unter der Führung des Oberbefehlshabers General Giap stehen vor den Toren Saigons. Alle Mitläufer der Südvietnamesischen Regierung sind auf der Flucht mit dem Ziel aus Vietnam zu gelangen. Der Hafen Saigons quillt über von Flüchtlingen auf den angelegten Schiffen. Nur eine Handvoll erlesener Südvietnamesen werden zunächst vom Flughafen Saigon nach Amerika ausgeflogen. Nach Zerstörung des Flughafen bleibt nur noch der Airlift mit dem Hubschrauber zunächst vom Dach der amerikanischen Botschaft in Saigon dann vom Dach des CIA Gebäudes.
Airlift vom Gebäude der CIA 1975
ehemalige CIA Gebäude  in der Mitte des Bildes  unter dem Kranarm im Jahre 2009
Der letzte Präsident Südvietnams hatte das Land schon einige vor dem 30.April in Richtung Taiwan verlassen,nicht ohne sich vorher noch die Taschen voll zu machen. Man schätzt,er ist  mit min. 1 Million Dollar im Gepäck ausgeflogen worden.

Punkt 12.00 am 30.4.1975 wälzten die Panzer der Nordvietnamesen das eiserne Tor des Regierungssitzes nieder und stießen bis auf den Eingang vor. Die Fahne der Sieger wurde gehisst. Der Interimspräsident Minh rief seineTruppen auf, die Waffen niederzulegen.

Panzer durchbricht Tor zum Präsidentenpalast
  Foto American Experience


die Fahne der Sieger wurde geschwenkt vor Präsidentenpalast  
Foto AMERICAN EXPERIENCE



VAE VICTIS? 

Der seit Cäsar geläufige Begriff, der seit dem auf alle Kriege seine Anwendung findet, wurde befürchtet.

Es bedeutet nicht mehr oder weniger 
"Wehe den Besiegten".
In Südvietnam blieb dies aus.Das Militär in Hanoi hatte die Order ausgebracht, dass keine Übergriffe an der Zivilbevölkerung geduldet werden, Wenn ja, würden sie verfolgt werden.
Natürlich wurden die Soldaten des südvietnamesischen Regimes in Gefangenschaft genommen und einige in sog. Umerziehungslager  verbracht. Nichts Außergewöhnliches also.Man denke an die Entnazifizierung bei uns nach dem Krieg und weiter an Guantamo nach 9/11 und weitere Gefangenlager im Irak.

Rückblick

Angefangen hatte der amerikanische Waffengang in Vietnam mit einer dreisten Lüge der Regierung in Washington im Jahre 1964. Präsident Johnson befahl die Bombardierung Hanois und Haiphongs , nach einem angeblichen Torpedoangriff auf den Zerstörer Maddox im Südchinesischen Meer. Es war nur eine Welle.Die Regierung wartete nur auf eine günstige Gelegenheit,Vietnam anzugreifen. Die Pläne für eine Invasion waren schon lange in den Schubladen der Regierung.Keine Kriegserklärung folgte.Nach und nach wurde das Truppenkontingent in Vietnam auf über 500.000 Mann gesteigert. Die krude Vorstellung Amerikas wurde durch die Dominotheorie beflügelt.Wenn Vietnam in die Hände der Kommunisten fällt, dann werden alle Länder Südostasiens auch kommunistisch werden so Thailand,Philipinen, Indonesien,Malaysia, gar Indien. Es folgte ein Krieg,der alle Waffengefechte zuvor in den Schatten stellen sollte.

Ein wichtiger Aspekt darf nicht vergessen werden. In dem Friedensvertrag von Genf 1954 nach der Niederlage der Franzosen in Dien Bien Phu wurde dem Süden eingeräumt,ihr künftiges Schicksal durch freie Wahlen zu bestimmen.Amerika - ein demokratisches Land - war gegen diese Vereinbarung(sic). Stattdessen setzte sie einen korrupten,katholischen Despoten mit Namen Diem an die Spitze des südvietnamesischen Staates. Einem Land, das zu 80% buddhistisch geprägt war und ist.

nicht explodierte Bomben auch Clusterbomben in Cu Chi
Niemals zuvor wurden solche Waffen eingesetzt wie in Vietnam; übrigens auch später nicht mehr. Angefangen von dem hochgiftigen Agent Orange, einem dixonhaltigen Gift, das über die Urwälder Vietnams versprüht wurde, bis zum Einsatz von Napalm, Clusterbomben und vor allen Dingen dem häufigen Einsatz des Stratobombers B 52,deren Ziel es war um die Zivilbevölkerung zu dezimieren und Krankenhäuser,Schulen, Deiche zu zerstören;keine kriegsrelevanten Ziele also. Hören konnte man ihn nicht, die Flughöhe betrug über 14.000 Meter.Erst gegen Ende des Krieges gelang es den Nordvietnamesen mit militärischer Hilfe der UDSSR in Form von Flugabwehrraketen Objekte zu zerstören. Während des Weinhnachtsbombardements auf Hanoi im Jahre 1972 konnten 15 Stück dieses Ungetüms über Nordvietnam abgeschossen werde. Ein Wrack liegt nur in einem See in Hanoi bis heute. Als Gedenken an diese schwere Zeit sozusagen.


Bomber B 52 beim Bombenabwurf 
Wrack eines B 52 Bombers in Hanoi   Foto: Reuters

Die Zahl der Toten auf dem Schlachtfeld in Vietnam wird an die 4.Millionen geschätzt. Zivilisten und Soldaten auf beiden Seiten. Auf Vietnam fielen 2. mal so viele Bomben wie im gesamten 2. Weltkrieg zusammen.

Enden sollte der Alptraum mit den Friedensgesprächen in Paris. Amerika verpflichtete sich,seine Truppen ganz aus Vietnam abzuziehen und Vietnam entließ die amerikanischen Kriegsgefangenen, die hauptsächlich aus Piloten der amerikanischen Bomber bestand.


Kriegsgefangene US-Piloten in Hanoi Hilton  Foto Hans Faas

Eines versprachen die Amerikaner auch, nämlich Reparationszahlungen an Nordvietnam. Diesem Obligo kamen sie jedoch nicht nach. Im Gegenteil. In der Zeit nach dem Krieg wurde ein Handelsembargo gegen Vietnam verhangen. Alle Geldquellen aus dem Topf der UNO und andere Institutionen wurden versiegelt. Man wollte Vietnam am langen Arm verhungern lassen. Eine Art späterer Rache und Vergeltung für die Schmach des verlorenen Krieges. Eine andere Erklärung ist nicht zu erkennen.

Ausblick auf die Jahre nach dem Krieg
Durch die Kriegswirren und der Zerstörung großer Teile Vietnams musste Vietnam Reis einführen.

Zum Vergleich heute: Vietnam ist der 2-größte Reislieferant der Welt nach Thailand. Im Jahre 1978 machte Vietnam dem genozidären Regime in Kambodscha unter Pol Pot ein rasches Ende, nachdem dieser Teile Vietnams zu annektieren versuchte und tausende von Zivilisten auf der Insel Phu Quoc tötete.

China hielt damals die Hand über Kambodscha,Amerika und auch die UNO stellten sich auf die Seite Kambodscha. Sie sahen wiederer ihre Dominotheorie als gegeben an. China wollte dann ein Vietnam eine militärische Strafaktion erteilen und griff Vietnam im Norden an ebenfalls mit einem Verlust von 100.000 Soldaten. auf Seiten der Vietnamesen. Im Vorfelds der Spannungen Vietnam und Chinas löste dann die "boat people" Bewegung aus. Die Meisten der Flüchtlinge waren Vietnamesen mit chinesischer Abstammung. Vietnam führte nach dem Sieg wieder die Planwirtschaft ein mit einem verheerenden Ausgang. Viele starben an Hungersnot.

Erst nach der Erneuerung (Doi Moi) einem Öffnen Vietnams zum Westen wie der Große Bruder China änderte sich die wirtschaftliche Lage.Im Jahre 1994 wurde unter dem Präsidenten Bill Clinton das Handelsembargo aufgehoben. Grund war jedoch nicht eine Änderung der politischen Einsicht auf Seiten Amerikas. Die Wirtschaft Amerikas war der treibende Faktor. Vietnam blühte auf. Korea Japan und andere Industriestaaten investierten in Vietnam und genossen die Früchte daraus. Jetzt ist Vietnam Mitglied der WTO der Welthandelskonferenz. Vietnam zählt heute zu den " next eleven" den Staaten die nach Indien, Russland,Brasilien und China in die vorderen Ränge streben. Das Vietnam von heute hat sich seit dem Krieg um die Achse gedreht.

Heute sind die Amerikaner hochwillkommen militärisch sowie wirtschaftlich. Mehrer Investitionen seitens der amerikanischen Wirtschaft sind zu sehen, wie Intel und andere. Militärisch wegen der Spannungen Vietnams mit China wegen der Paracelsus Inselgruppe.Touristen trifft man in Vietnam zuhauf. Es bestehen keine Animositäten gegenüber dem Feind von gestern. Die Bevölkerung Vietnams ist sehr jung. Die Jungen kennen den Krieg nur aus der Schule.Der gelebte Buddhismus in Vietnam tut sein weiteres. Vietnam sucht den Fortschritt und den Wohlstand.

Selbst in dem Kriegsmuseum in Saigon sind gar keine Lauten, aber auch keinen leise Töne gegen den einstigen Gegner vernehmbar, obwohl die Objekte in dem Museum dazu Anlass geben könnten. Ich habe es ein paarmal besucht und war sehr ergriffen von dem Leid das dort dargestellt wurde.


Agent Orange Geschädigte im Kriegsmuseum Saigon
Nur eines steht noch auf der Wunschliste der Vietnamesen:

Eine finanzielle Hilfe für die Agent-Orange-Geschädigten, die verstümmelten Kinder,die dringende Hilfe bedürfen. Noch vertritt Amerika bzw. die chemische Industrie die Ansicht, dass die Schäden nicht von Agent Orange kommen. In Amerika haben sie aber eine Zusammenhang von Agent Orange auf den Körper von Veteranen anerkannt.

Videos auf YOUTUBE über das Ende des Krieges in Saigon



weitere Filme Saigon Teil 1 -6 https://youtu.be/73W2qexp_tk
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