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Samstag, 24. März 2012

Vietnam: Schatten der Vergangenheit - Massaker von My Lai



Das Massaker von My Lai


Vietnam hat dieser Tage an die Toten des Massakers von My Lai am 16.März 1969 gedacht. Aber nicht nur Vietnam, auch Amerikanische Veteranen unter ihnen Roy Mike Boehm und Bille Kelly. Das Mahnmal trägt den Namen My Son. Beide Veteranen verharrten an dem Mahnmal und spendeten Räucherstäbchen - wie dies in Vietnam unter Buddhisten üblich ist - und 504 Rosen. 504 Rosen stehen für den sinnlosen Tod der Einwohner des Ortes My Lai.Ich finde es bewundernswert, wenn amerikanische Veteranen diesem Verbrechen gedenken und diese Tatsache ist somit auch erwähnenswert.
Gedenkstätte  My Son
Das Massaker von My Lai jährte sich zum 44. Mal.

Das Gedenken hat auch einen tagespolitischen Hintergrund.Ein amerikanischer GI tötete dieser Tage in Afghanistan mehrere unschuldige Zivilisten und im Gegensatz zu den Mördern von My Lai erwartet ihn in Amerika im Fall einer Verurteilung die Todesstrafe.
Die Mörder von My Lai sind dagegen frei und gehen heute ihren Tagesgeschäften nach. Der Hauptverantortliche Lieutenant William Calley wurde, nachdem das Verbrechen durch einen Journalisten aufgedeckt und in die Öffentlichkeit gespielt wurde, zu lebenslanger Haft verurteilt. Bereits nach 3 Tagen haft auf Veranlassung Nixons nur unter Hausarrest gestellt. Später nach Durchführung der Revision durch ein Militärgericht frei gesprochen. Heute arbeitet er im Juweliergeschäft seines Schwiegervaters.

Das südkoreanische Fernsehen erinnerte mit einer Sendung ebenfalls an My Lai. Die Südkoreaner waren bei dem Waffengang in Vietnam an der Seite der Amerikaner. Das amerikanische Fernsehen glänzte durch Abwesenheit.
Trotzdem ist es  mitunter einem mutigen Amerikanischen Soldaten zu verdanken, dass der Hinmetzeln von Zivilisten offenkundig wurde und dadurch auch an die Weltöffentlichkeit gelangte. Nicht zuletzt auch ein Verdienst der Antikriegsbewegung in den USA, an deren Spitze unter anderem Jane Fonda stand. Sie wurde von den Vietnamveteranen deswegen oft angegiftet und in ihrer Ehre verletzt. Dies gilt übrigens bis heute. Die Amerikaner haben insofern auch ein Vietnamsyndrom der eigenen Art. Es war ein Krieg, den sie als sich generierender Weltpolizist verloren haben.Diese Schmach haben sie bis heute nicht überwunden.
 Der Krieg war völkerrechtswidrig, von Anfang an nicht zu gewinnen und es gab nicht mal den Ansatz einer Rechtfertigung für diesen Krieg. Die sog Domino Theorie erwies sich als ein Hirngespinst amerikanischer Politiker unter anderem auch John F. Kennedy's. Vietnam war nie ein Satrapenstaat der Chinesen. Im Gegenteil. Und Ho Chi Minh wollte nie den Kommunismus in Asien mit dem Schwert einführen. Im Gegenteil: Er wollte eigentlich nur eines. Die Unabhängigkeit seines Volkes von fremden Staaten. Was Amerika für sich selbst immer fordert:
                                       Amerika den Amerikaner.
So forderte Ho Chi Minh diese Forderung  im gleichen Maße für Vietnam ein.

Stokely Carmichael, der Vertreter der Black Power Bewegung in Nordamerika und Kämpfer gegen den Rassismus beschreiben den Vietnamkrieg mit folgenden Worten:
Die Weißen schicken die Schwarzen in eine gelbes Land, um sie vor den Roten zu schützen
Jane Fonda, die für ihr Engagement im Antikriegsbewegung den Schimpfnamen "Hanoi Jane" erhielt. Heute wird sie neben George Clooney und anderen als die bekanntesten inhaftierten Protestler sogar in der TIME gewürdigt.
Jane Fonda in den 70er Jahren bei einem Protest gegen den Vietnamkrieg




My Lai war kein Einzelfall


Heute nach Öffnung der Archive der Regierung über die Zeit in Vietnam steht fest, dass es mehrere My Lai's gab.Sie wurden jetzt erst publik gemacht.Nicht zuletzt durch das lesenswerte und analytisch sehr gut recherchierte Buch des deutschen Historikers Bernd Greiner, Krieg ohne Fronten.
Krieg ohne Fronten, Bernd Grenier


Möglich war dies nur durch Einsicht in die Unterlagen, die erst vor Kurzem von der amerikanischen Regierung frei gegeben wurden. Ich empfehle dieses Buch zur Lektüre, wenn man die Hintergründe des Vietnamkrieges sucht. Es enthält eine sehr gute Analyse des Vietnamkriegs aus kundiger Sicht mit Quellenangaben amerikanischer Dokumente. My Lai hat meiner Auffassung nach für den Vietnamesen den Stellenwert wie Lidice für die Tschechen.Willkürlich herausgegriffen und mutwillig und grundlos alle Bewohner erschossen, nach dem sie misshandelt wurden. Dann wurde das ganze Dorf in Brand gesetzt, abgefackelt. Heute ist es ein Mahnmal.Viele stellen auch Vergleiche mit Kandahar in Afghanistan an, wo Amerikanische Gi's mutwillig töten. Es war eines der schauderhaftesten Kriegsverbrechen im Vietnamkrieg.Vertuscht von der Militärführung und gedeckt gelang es einem amerikanischen Reporter trotz mehrerer Hemmnisse dieses Verbrechen offen zu legen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen, natürlich einem amerikanischen. Es erinnert mich ein wenig an den Ort Lidice in der Tschechoslowakei während der Besatzung durch die Deutschen. Das Dorf wurde dem Erdboden gleichgemacht als Rache und Vergeltung für die Ermordung des SS-Mannes Reinhard Heydrich als Reichsprotektor für Böhmen und Mähren.


Die Ereignisse vom 16.März 1968 in My Lai

Das Jahr 1968 hatte für die - Amerikaner mehrere Überraschungen parat. Die TET-Offensve Ende Januar 1968 brachte die ganze amerikanische Armeeführung durcheinander, als der Vietkong in mehrere von den Amerikanern und Sudvietnamesen gehaltenen Städte eindrangen so auch in Saigon. Sie erstürmten und besetzten dort die amerikanische Botschaft,den Präsidentenpalast und den Flughafen von Saigon. Das Amerika zu Hause und am Bildschirm verstand die Welt nicht mehr und fragte mit der Stimme des bekannten Fernsehjournalisten Walter Cronkite
Was zum Teufel geht in Vietnam los, ich denke, wir gewinnen den Krieg.
Amerika war blamiert. Der Krieg gelangte jetzt in eine Phase der ungezügelten Gewalt und der Rechtfertigung aller militärischen Maßnahmen. Das vom Militär ausgegeben Motto war :
                                                     search and destroy
Suche und zerstöre. Damit war jedem Soldaten ein Freibrief an die Hand gegeben, alles zu töten, was ihm als ein Feind erschien. Also ein Freibrief für Mord.So handelte das Kommando um den Platoonchef Medina, der den Angriff auf My Lai führte.

Brandschatzung von My Lai im März 1968
Kein Hinweis auf eine Stellung des Vietkong in dem Flecken My Lai, nur das Antreffen von Greisen, Frauen und Kindern. Alle wurden in einer beispiellosen kaltblütigen Aktion erschossen. Der "Body count" auch ein Unwort amerikanischer Militärs und ohne menschliche Würde kam zu seinem Einsatz.

Körper zählen. Tote natürlich.
Je mehr Tote abends rapportiert wurden, um so größer die Ehr.
Egal, ob Soldaten oder Zivilisten. nach Meinung der amerikanischen Armeeführung waren alle Menschen in Vietnam irgendwie Feinde und verdienten daher den Tod. Bei dem Einsatz waren auch Fotoreporter dabei, die das ganze Ausmass der Aktion mit Bildern festhielten. Auch das störte die Männer um Calley nicht, ihre Mordgelüste auszutoben. Die Bilder waen letztlich der Beweis für das Verbrechen, das zum Prozess gegen Calley und andere führte. Lediglich Calley wurde bestraft. Die anderen Mittäter aus der Einheit gingen straffrei aus.

Einsatz mit Hubschrauber in Vietnam
Als ich dies zum ersten Mal las, dachte ich an den Nürnberger Prozess im Jahre 1946, den die Alliierten über die nationalsozialistische Führungsclique abhielt, und zwar auf ausdrücklichen Wunsch der Amerikaner und Briten. Das Gerichtsgebäude in Nürnberg wurde bei der Planung der Bombenabwürfe ausgeklammert. Man wollte es für den Prozess erhalten.
Ich hätte mit gewünscht, eine internationales Tribunal hätte über die verantwortlichen Armeeführer gerichtet. Aber auch das ist zu sagen, die amerikanische Regierung hat den Vertrag über die Strafbarkeit seiner Soldaten und seiner Bevölkerung vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag bis heute nicht unterzeichnet.
Nach ihrem Motto. Amerika den Amerikaner. So einfach geht es.

Über den Despoten aus Schwarzafrika mag er richten. Aber er soll die Finger weg lassen von uns Amerikanern. Was blieb, war nur das Vietnam Tribunal unter dem Vorsitz der Philosophen Jean Paul Sartre und Bertrand Russel. Eine Tribunal mit stumpfen Messer.

Aber mit einem vernichtenden Ergebnis für Amerika: Der Krieg war völkerrechtswidrig, weil Angriffskrieg und durch die Wahl der Waffen.
Es war kein linkslastiges und voreingenommenes Tribunal. Es wurden viele Zeugen auch die Einvernahme der Amerikanischen Regierung angefordert. Das Massaker wäre auch nicht an die Weltöffentlichkeit geraten, wenn nicht der Reporter und Journalisten Seymour Hersh so hartnäckig an dem Bericht über das Morden drangeblieben wäre. Anfangs hieß es seitens der Regierung, nun ja, es ist Krieg und das kommt mal vor. Abgewiegelt zuerst, aber als dann der Bericht über die großen Zeitungen dann doch in voller Länge publiziert wurden,kam es zu einer Untersuchung und dem Prozess gegen den Lieutenant Calley, der vom Gericht zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde. Im Gefolge dann nach nur 3 Tage Haft wurde die Strafe von dem Präsidenten Nixon zu einem Hausarrest umgewandelt und dann begnadigt.


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